top of page

Die große Postalm-Runde

mit Handbike

am 25. 8. 2017

Die Postalm zwischen Abtenau im Lammertal und Strobl im Salzkammergut ist das größte zusammenhängende Almgebiet Österreichs. Vom Lammertal führen zwei Straßen hoch: die alte und die neue Postalmstraße. Die neue, eine mautpflichtige Bergstraße, ist asphaltiert und bietet wundervolle Ausblicke zum Dachstein und Gosaukamm. In weniger gutem Zustand ist die alte Postalmstraße. Dafür gibt es keinen Verkehr in einer urnatürlichen Landschaft. Beide Straßen sind empfehlenswerte Ziele auch für Handbiker, vorausgesetzt die Arme halten 700 Höhenmeter durch.

Die alte Postalmstraße befuhr ich schon öfters. Oben Einkehr und auf der gleichen Strecke zurück. Immer wieder schön. Aber da gäb´s doch noch was: Eine Rundtour. Man könnte in Salzburg starten und über Golling und durch das Lammertal zur Postalm fahren, auf der anderen Seite runter und durch das Salzkammergut wieder zurück. Noch eine Herausforderung in dem Jahr. Der Wetterbericht passt, die Motivation auch, so fahre ich am 25. 8. um 4.15 Uhr los. Von daheim, weil auf die paar Kilometer kommt es auch nicht mehr drauf an.

Der Himmel ist noch bewölkt vom Gewitter des Vortages. Stockdunkle Nacht. Meine Funzel beleuchtet nur spärlich den feuchten Asphalt. Über die Goiser Wiesen führen Feldwege abseits des Straßenverkehrs. Ich bin sicher, die Kröten, die da herumsitzen, weniger. Aber ihre Kulleraugen reflektieren das Licht, sodass keine mit meiner Bereifung Bekanntschaft zu machen braucht.

Nach Grödig wird´s langsam hell. Nett, das Werden eines neuen Tages erlebe ich als geborener Langschläfer sonst nie. Um 6 Uhr bin ich in Hallein, weiter geht’s über Bad Vigaun in Richtung Golling. Golling an 7.10 Uhr. Hier mündet das Lammertal samt Radweg. Eine reizvolle Landschaft. In Scheffau mache ich den ersten Halt und trinke ein paar Schlucke. Es folgt die erste bedeutsame Steigung des Tages. Bringt höhenmäßig nichts, weil hinten geht’s das gleiche wieder runter.

Nicht mehr weit ist´s dann bis Voglau, wo die Straße zur Postalm abzweigt. 52 km bis hierher. Genauer gesagt gibt es, wie bereits erwähnt, zwei Postalmstraßen. Ich fahre einmal mehr die alte Straße. Zwar sind die Berge der Osterhorngruppe ringsum mit etwa 1600 Metern nicht die höchsten, aber sie sind steil mit vielen Schluchten und Wasserläufen, urnatürlich und unzugänglich. Entlang des Aubachs führt die Schotterstraße mitten durch diese Landschaft.

Zunächst geht es mäßig, weiter hinten im Tal doch recht ordentlich bergauf. Die Steigung hält sich aber mit 10 Prozent in Grenzen. Bei einer Jagdhütte scheint die Sonne, gerade recht für eine Pause. Ab dort geht der Schotter in Asphalt über, es ist schön zu fahren. Eine Brücke führt über die tief eingeschnittene Zinkenbachklamm, danach ist´s nicht mehr weit bis zur bewaldeten Hochfläche. Wieder auf Schotter geht es leicht steigend noch ein gutes Stück bis die alte in die neue Postalmstraße mündet. 12 Uhr ist es auch schon geworden. Nun befinde ich mich auf der großen Almfläche, für Kühe muss dort das Paradies sein, ein paar Lifte für Wintersportler gibt’s auch und ein Wirtshaus.

Dort kehre ich ein, halte mich aber nicht lang auf. Postalm ab 12.45 Uhr. Ein kurzer Anstieg noch, dann geht’s endlich nur noch bergab nach Strobl am Wolfgangsee. Auch die Abfahrt führt durch eine ungemein reizvolle Landschaft. Von Strobl führt ein Radweg nach St. Gilgen am anderen Ende des Sees. Ein Sandweg führt durch ein Moor am Seeufer. Was ist da los? Ich plage mich elendiglich und komme trotzdem kaum vom Fleck. Bis ich draufkomme, dass meine Bremse irgendwie nicht ganz aufgemacht hat und sozusagen auf „leichtes Dauerbremsen“ eingestellt ist. Mist. Ein paar Kilometer bin ich schon gefahren auf die Weise. Ich behebe die Sache, da geht’s auch gleich viel leichter.

Dass von St. Gilgen in Richtung Fuschlsee ein nicht unerheblicher Anstieg wartet, das war mir bewusst. Ein Stück weit findet sich ein Radweg, der hört leider auf und ich muss auf der vielbefahrenen Straße fahren auf der sich, bergauf zweispurig, viele anscheinend bemühen, aus ihren Blechkisten das letzte herauszuholen. Unangenehm. Dass es eine Umfahrung abseits der Straße gegeben hätte, das finde ich leider erst daheim heraus.

Was mir nicht bewusst war, ist, dass es nach dem Anstieg nicht flach wird, sondern weiter bergauf geht, zwar nicht so steil, aber es zieht sich bei Temperaturen über 30 Grad. Nicht denken, kurbeln! heißt die Devise. Rückblickend betrachtet waren diese Kilometer die mühseligsten der ganzen Tour. Endlich ist der höchste Punkt erreicht, von wo es wieder abwärts geht zum Fuschlsee.

So reizvoll das Salzkammergut vom Auto aus ist, vom Handbike aus merkt man erst wie hügelig die Landschaft ist. Immer wieder kommen Anstiege, eigentlich reicht´s mir schon. Wenigstens gibt es einen ordentlichen Radweg entlang der vielbefahrenen Straße. Endlich, ab Hof b. Salzburg geht’s nur noch bergab. Salzburg an 18.00 Uhr. Durch Salzburg muss ich noch durch, in der Linzergasse gerate ich, verschwitzt und staubig, zur Touristenattraktion.

Am Walserberg ein letzter Anstieg, dann ist´s nicht mehr weit. Reichenhall an 19.30 Uhr.

Eine weite Tour ist zu Ende. Fast 140 Kilometer fuhr ich. Schön, was doch noch alles geht. Besonders wenn man bedenkt, dass in der Unfallklinik Murnau vor 20 Jahren die erste krankengymnastische Übung das Blubbern mit Strohhalm in einer Wasserflasche war. Viel mehr ging nicht. Damals hätte ich jedenfalls nicht gedacht, dass ich mal mit einem Handbike von daheim die Postalm-Runde fahren würde.

A.H. 08/2017




Bilder

1 Entlang des Aubachs geht es taleinwärts

2 Zunächst flach, dann steiler führt die alte Postalmstraße

durch eine urtümliche Landschaft

3 Zinkenbachklamm

4 Die Postalm, Paradies der Kühe

5 Abfahrt nach Strobl am Wolfgangsee 

bottom of page