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Anmerkung:

Skitouristen sah man früher eher selten. Heute ist das anders. Die meisten gehen zum Glück nur über Skipisten rauf. Immer mehr Skigebiete verlangen dafür nun Gebühren: Einmal Raufgehen 5.- Eur oder so. Verständlich. Die Liftgesellschaften betreiben Schneekanonen und Pistenraupen und da gehen welche umsonst hoch und fahren wieder runter. So geht das nicht. Aber auch für die Tiere und Vögel gibt es Probleme. Im Watzmannkar wurden nun Schutzzonen eingerichtet, die im Winter möglichst nicht betreten werden sollten. Nicht alle halten sich daran. Um für diese Sache Bewusstsein zu schaffen, sollten die folgenden Ausführungen mal in einer Broschüre des Nationalparks Berchtesgaden erscheinen. Aus irgendwelchen Gründen erschien es dann doch nicht. Hier also das was erscheinen hätte sollen:

Hard Times. Winter bei den Raufusshühnern

Forschern im Nationalpark gelang kürzlich die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen zwei Raufusshühnern - genauer eines Birkhuhns mit einer Auerhenne. Wie nicht anders zu erwarten, haben auch Raufusshühner ihre Sorgen und Nöte, besonders im Winter. Doch lesen Sie selbst:

Auerhenne: Schön, dass ich dich treffe. Na, wie war dein Sommer?

Birkhuhn:    Danke der Nachfrage. Kann mich nicht beschweren. Hab acht Eier gelegt und fünf Junge sind durchgekommen, da soll

                    man nicht jammern. Und selbst?

Auerhenne: Sieben Eier und vier Junge, der blöde Adler!

Birkhuhn:    Tut mir leid.

Auerhenne: Schon in Ordnung.

Birkhuhn:    Wie war dein Hahn heuer?

Auerhenne: Hatte Glück. Den hättst du sehen sollen bei der Balz. Was der für eine Schau abgezogen hat. Wie der seine Schwanzfedern gefächert hat und den Kopf gereckt, bin voll schwach geworden. Allen anderen Hennen gings genauso.

Birkhuhn:     Meiner war auch ulkig. Der hat vor lauter Testosteron nicht mehr gewusst wo vorn und hinten ist. Echt niedlich.

Auerhenne: Freut mich für dich. Aber kaum sind sie fertig mit dem Fortpflanzungsgeschäft, sieht man sie nur noch aus der Ferne.

Birkhuhn:    Tja, so sind sie halt, unsere Männer.

Auerhenne: Hast du heuer genug zum Fressen gefunden?

Birkhuhn:    Das Wahre wars nicht, erst Schnee bis in den Mai, dann der verregnete Sommer.

Auerhenne: Ach ja, der Schnee... jetzt geht’s ja bald wieder los damit, wozu das gut sein soll!

Birkhuhn:    Wusstest du, dass wir hier in einem Nationalpark leben?

Auerhenne: Hörte schon mal was. Aber die Winter werden davon nicht besser. Hast du schon mal ans Auswandern gedacht?

Birkhuhn:    Nein. Meine Heimat ist das Hochgebirge, über der Waldgrenze.

Auerhenne: Geht mir genauso. Heimat ist Heimat. Da kann man nichts machen.

Birkhuhn:    Wohin könnten wir denn gehen?

Auerhenne:  Angeblich fliegen manche Vögel in den Süden. Da soll es auch im Winter warm sein und Körner soll es geben,

mehr als wir beide jemals je fressen können.

Birkhuhn:     Klingt gut. Wie weit kannst du fliegen?

Auerhenne:  Wenn ich mich anstrenge 500 Meter. Selbst?

Birkhuhn:     Nicht recht viel weiter.

Auerhenne:   Ich denke das reicht nicht ganz.

Birkhuhn:     Vermutlich nicht. Bleiben wir lieber hier.

Auerhenne:  Irgendwann wird’s ja auch wieder Frühling. Im Großen und Ganzen hocke ich auf winddichten Bäumen

und warte bis es soweit ist. Wie kommst du über den Winter?

Birkhuhn:     Ich lass mich lieber einschnein. Unterm Schnee ists wärmer. Aber stell dir vor was mir letztes Jahr passiert ist.

Kannst du dich erinnern, wie es vier Tage nur geschneit hat?

Auerhuhn:    Natürlich, sowas vergisst man nicht. Schrecklich!

Birkhuhn:     Ja, ich saß die ganze Zeit in meiner Schneehöhle, war fast am Verhungern, auf einmal hör ich so ein zischendes Geräusch, das immer näher kommt. Als es ganz nah war, bekam ich die totale Panik und flatterte

mit meiner letzten Kraft auf und davon.

Auerhenne:   Und was war los?

Birkhuhn:     Stell dir vor, direkt neben meiner kleinen Schneehöhle zog ein buntgekleideter Mensch mit länglichen

Brettern an den Beinen eine Spur durch den tiefen Schnee und hinter ihm gingen noch ein paar andere.

Auerhenne: Ach.

Birkhuhn:    Ja, ich kam nicht weit, musste landen und stand dann schutzlos im Gelände. Zum Glück war keiner unserer Feinde

in der Nähe. Es kommt aber noch schlimmer. Kaum hatte ich mich wieder so einigermassen eingerichtet, kamen die

wieder daher, diesmal von oben und viel schneller. Einer tat einen fürchterlichen Schrei, Juchhu oder so ähnlich.

Wieder erschrak ich zu Tode. Das zweite Aufflattern hat mir wirklich die allerletzte Kraft gekostet. Hätte ich an dem

Tag nicht zufällig noch ein paar vertrocknete Beeren gefunden, du müsstest jetzt Selbstgespräche führen.

Auerhenne:  Ja ja, die Menschen mit den Brettern kenn ich auch. Die kommen jetzt sogar noch in der Nacht daher. Mit Lichtern an den Köpfen.

Birkhuhn:     Schon komisch, diese Menschen.

Auerhenne:  Was meinst du, wie oft ich umziehen muss!

Birkhuhn:     Das kann ja heiter werden!

Auerhenne:  Im Watzmannkar soll es besser sein. Da stehen Tafeln rum, dass die Menschen Rücksicht auf uns Hühner

nehmen sollen und bestimmte Zonen nicht befahren.

Birkhuhn:    Die Idee find ich Klasse, könnt von mir sein. Halten die sich dran?

Auerhenne: Die meisten schon, aber nicht alle. Schwierig ist es schon. Die wollen ihr Vergnügen, aber wir brauchen

auch unsere Ruhe, gerade im Winter.

Birkhuhn:    Ein bißchen aufpassen müssen die Menschen schon auf uns. Sonst verschwinden wir ganz von der

Bildfläche. Auf der Roten Liste stehen wir ja schon.

Auerhenne:  Unangenehmer Gedanke. Das wollen die Menschen bestimmt nicht.

Birkhuhn:     Denk ich auch. Hoffentlich verhalten sie sich danach. Komm du gut über den Winter!

Auerhenne:  Du auch. Und grüß die anderen Hühner von mir!

Rauhfusshühner

Unterfamilie der Fasanenvögel mit befiedertem Lauf:

Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn, Schneehuhn

Schlechte Flugfähigkeit

Getarnte Nester am Boden

Ca. 5-10 Eier pro Gelege

Vorwiegend pflanzliche Nahrung (Knospen, Blüten, Nadeln, Beeren)

Hähne mit auffallendem Balzverhalten

vom Aussterben bedroht (Rote Liste)

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