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7.-10. Oktober 1992

Durch´s Hagengebirge und Steinerne Meer 

7. Oktober 1992

Am späten Nachmittag steige ich vom Obersee über den Röthsteig zur Wasseralm, die ich bei einsetzender Dämmerung erreiche. Vor dem Hüttchen standen gerade zwei beim Rauchen. Ich arbeitete damals noch nicht lang in der pneumologischen Rehabilitationsklinik und war gegen Raucher einigermaßen allergisch. Nichts wie weiter! Schlafsack und Isomatte hatte ich dabei. Weiter oben fand sich ein überhängender Felsen mit einem Absatz drunter. Genau richtig.

In der Nacht nieselte es, was mich unter meinem Felsen aber nicht bekümmerte. In der ersten Dämmerung des neuen Tages schrie irgendein Tier so, als ob in dem Schrei die Todesangst aller Kreatur enthalten wäre. Keine Ahnung was passiert ist. Aber man kann es sich denken. 

9. Oktober

Am Morgen Nebel über der Röth, alles grau, es sah nicht gut aus. Als eine Art Spaziergang will ich ein Stück in Richtung Funtenseetauern marschieren, bevor es wieder hinab ins Tal geht. Aber bald wurde es heller, die Sonne kam durch und schließlich stand ich über den Wolken. Unerwartet. Ringsum lösen sich die Nebel auf, es ist eine Freude. Ich marschiere weiter, Ziel habe ich keines. Ich gehe einfach. Weiter oben beschließe ich spontan, weglos zur Mauerscharte hinaufzusteigen und über den langen Grat weiter zum Brandhorn. Den ganzen Tag gehe ich so dahin, treffe keine Menschenseele, das Wetter ist wolkenlos. Am Nachmittag komme ich zur Biwakschachtel unter dem Wildalmkircherl, wo ich auch noch hinauf steige, weil ich da noch nie oben war. Die Sonne steht schon tief als ich am Gipfel sitze, in vollkommener Stille mit Blick über die Weiten des Steinernen Meeres. Zurück in der Biwakschachtel, auch hier bin ich allein. Zu Trinken habe ich nichts mehr. Einen kleinen Gaskocher habe ich dabei. Mit dem wollte ich Schnee schmelzen, mit einem Topf aus der Biwakschachtel. Leider ist da kein Topf. Schnee ja, Topf nein. So wird das nichts mit dem Schnee Schmelzen. Da ich den ganzen Tag schon fast nichts getrunken habe, macht sich der Durst nun doch bemerkbar - und wie! Der Mund ist ganz trocken. Keine Spucke mehr. Aber was soll ich machen. In finsterer Nacht höre ich plötzlich Geräusche. Kaum zu glauben, da kommen noch zwei daher. Nicht gut: mit der gesuchten Menschenferne ist´s erst mal vorbei. Gut: Die zwei haben einen Topf dabei, den sie mir leihen. So kann ich doch noch Schnee schmelzen und das mit dem Durst hat sich erledigt. Früher stand hier nur eine winzige Blechkiste, seit 1989 gibt es einen Holzbau mit Platz für acht Personen. Matratzen, Decken, alles sauber. Ich schlafe hervorragend. 

10. Oktober

Ein weiterer strahlender Tag. Wieder habe ich kein Ziel und beschließe spontan, dem Grat in Richtung Westen zu folgen, weil der so schön in der Morgensonne liegt. Weglos geht es dahin, einen Gipfel quere ich, dahinter, unterm Poneck, befinde ich mich am südlichsten und höchsten Punkt der Hochfläche, nur Firnfelder und Schotter gibt es hier. Weiter marschiere ich in nördlicher Richtung, immer noch kein Weg, der Gang über die Karstflächen des Steinernen Meeres eine Art Meditation. Schließlich komme ich zur Hochbrunnsulzn. Ab hier gibt es Markierungen bzw. einen Steig in Richtung Funtenseebecken. Am Kärlinger Haus genehmige ich mir ein Bier. Im Nachhinein bemerkenswert: Ein Gang durch die verschiedensten Vegetationszonen liegt hinter mir. Oben, unterm Poneck, nur Schotter und Geröll, dann die ersten Polster, erste Gräser, es wird immer grüner, weiter unten Latschen, schließlich Zirben.

Ãœber die Saugasse steige ich ab. 

Bilder

1 Mein Schlafplatz unter dem überhängenden Felsen

2 Der nächste Tag, Nebel und Nieseln

3 Ich machte ein Feuerchen und hockte den ganzen Tag unter meinem Felsen

4/5 Sonnenschein am nächsten Tag

6/7 Nebel zerfließen unter dem Eisgraben

8 Links oben die Mauerscharte

9 Meer aus Stein

   1 Blick zurück in Richtung der Röth

2 Das Steinerne Meer

3 Am Grat des Langeck. Hinten der Watzmann, Nebel über dem Königssee

4 Eine menschenferne Welt, hinten der Funtenseetauern

5/6 Die südlichen Randberge des Steinernen Meeres. Unten liegt Maria Alm

7 Biwakschachtel unterm Wildalmkircherl

8 Der Berg sieht wirklich aus wie ein Kircherl

9 Am späten Nachmittag saß ich oben

     1 Gipfelkreuz vor dem Sonnenuntergang

2 Das Hagengebirge im Licht der tiefstehenden Sonne

3 Der Vollmond geht auf über dem Brandhorn

4 Am nächsten Tag. Weiterweg entlang der südlichen Randberge. Unterm Poneck gibts nur Schotter und Firn

5 Der einsame Wanderer mit seinem Haselnuss-Bergstecken (Selbstauslöser)

6 Buchauer Scharte von der Hochbrunnsulzn. Rechts am Bildrand die Schönfeldspitze

7 Blick in Richtung Funtenseebecken. Es wird immer grüner

8 Funtenseetauern (links) vom Abstieg zum Kärlinger Haus

9 Der Funtensee vom Kärlinger Haus

10-12 Bierschicksal

Nochmal Hagengebirge

Es war schon spät im Oktober, als wir Abends die Räder zur Gotzen hinauf schoben. Leider hatte die Hütte schon zu.

Zum Glück überließ uns der Jager, der mich kannte, den Schlüssel zur Forsthütte. Glück gehabt. So konnten wir doch noch komfortabel nächtigen. Am nächsten Tag typisches Herbstwetter, kalt, der Himmel überzogen, Nebel auch im Tal, kein Schwein unterwegs.

Mein Plan war eine Wanderung vom Landtal in Richtung Wildpalfen, weglos, Traumlandschaft, so ziemlich die abgelegenste in den ganzen Berchtesgadener Alpen.

Als wir schon ziemlich weit gegangen waren, begannen die Nebel aus den Tälern hoch zu steigen, langsam aber stetig.

Kein Grund zur Aufregung. Noch. Irgendwo zwischen Bramersofenkopf und Schossenkopf standen wir dann in der Suppe, aber so richtig. In einer Karstlandschaft mit jeder Menge Mulden und Buckeln, gelegentlich Latschen, nichts woran man sich orientieren konnte. Nach Gefühl ging ich weiter, ganz sicher war ich mir nicht mehr. Die Nebel dachten überhaupt nicht daran weiter zu steigen oder sich sonstwie zu verdünnisieren. Kein Windhauch, kein Geräusch. Besonders früh war es auch nicht mehr. Na ja. Erste Überlegungen was wir zum Anziehen dabei hätten, wenn...

In Höhe Hochsäul kamen wir zu einer Geländeformation, die mir bekannt vorkam. Ich hatte mich nicht getäuscht. So fanden wir den Einstieg zum Luchspfad, über den wir ins Landtal absteigen konnten. Am Rückweg zur Gotzen wurde es dann eh schon finster.

Dass bei der Abfahrt mit dem Radl in stockdunkler Nacht niemand vom Weg abkam, war, im Nachhinein betrachtet, auch keine Selbstverständlichkeit. 

Bilder

1 Blick über´s Hanauer Labl in Richtung Kahlersberg

2 Nebel über der Röth

3 Irgendwann begannen die Nebel zu steigen... 

Abfahrt vom Funtenseetauern über´s Ebenhorn

Eine der schönsten Skitouren im Berchtesgadener Land

Unterwegs mit Schwester Bärbel in den 80er Jahren 

Bilder

1/2 Vom Stahlhaus ging es dem Verlauf der Großen Reibn folgend in Richtung Wasseralm

3 Das Kleine Teufelshorn sieht im Winter wenig Besucher. Grandioser Blick vom Gipfelgrat

4 Firn am Gipfelhang

5 Das Blünbachtörl trennt das Hagengebirge vom Steinernen Meer

6 Abfahrt zur Wasseralm

7 Am nächsten Tag. Aufstieg zum Funtenseetauern. Links der Bildmitte die Teufelshörner

8 Ein Päuschen in der Morgensonne kann nicht schaden. Hinten das Wildalmkircherl

9 Am Funtenseetauern (2579 m)

10-12 Abfahrt über´s Ebenhorn in Richtung Königssee. Selten hat man so einen Firn 

Wasseralm - Brandhorn

Wieder ein anderes mal ging´s vom Stahlhaus zur Wasseralm, wobei im Vorbeigehn noch das

Kleine Teufelshorn bestiegen wurde. Am nächsten Tag über die Blaue Lack´ weiter zum Brandhorn.

Abfahrt über Tauchertal nach Tenneck. Dabei war die Reichenhaller Alpinistin Andrea.

Bilder

1-5 Das Steinerne Meer im Winter. Menschenferne Gebirgseinsamkeit.

6 Das Dach der Wasseralm muss eine ordentliche Schneelast aushalten.

7 In der Sonne über dem Becken der Röth.

8 Die Weiten des Steinernen Meeres

9 Am Brandhorn

Hochkönig Birgkar

Der Hochkönig (2941 m) ist der höchste Gipfel der Berchtesgadener Alpen. Zwar gehört er nicht zum Steinernen Meer, hängt aber über die Torscharte mit diesem zusammen. Eine Steilabfahrt ist das Birgkar nach Süden zum Dientner Sattel hinunter.  

Bilder

Historische Aufnahmen: Das alte Matrashaus am Gipfel brannte am 4. Mai 1982 komplett nieder. Die Aufnahmen stammen vermutlich aus dem Jahr 1983, evtl. 1984. Am 1.9.1985 wurde jedenfalls das neue Matrashaus eröffnet. An einem schneearmen Hochwintertag stiegen wir über das Birgkar hinauf und fuhren dort auch wieder runter. 

1/2 Brandruine des ehrwürdigen Matrashauses (erbaut 1898, abgebrannt 1982)

3 Vorübergehende Behelfsunterkunft. Die Bierdosen, die wir vorfanden waren allerdings gefroren

4 Einfahrt ins Birgkar

5/6 Eine Querung ist mal ziemlich steil

7 Wenn man die Rinne dahinter erreicht hat kann nicht mehr viel passieren

Auf den Hohen Roßfeldern

an einem Silvestertag Mitte der 80er Jahre

Bei dickem Nebel war ich am Nachmittag noch hinauf gestiegen. Wie von Zauberhand bewegt

senkten sich plötzlich die Nebel und lösten sich rasch ganz auf. So durfte ich am letzten Tag

des Jahres noch einen grandiosen Sonnenuntergang erleben.

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