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Die Hautcreme

- Ein Märchen für Raucher -

Teil 1: Das Problem

Teil 2: Die Dschungelmedizinmafia

Teil 1

Das Problem

Ein Buschvolk in Afrika versteht es, aus den getrockneten Blättern einer giftigen Pflanze eine Hautcreme herzustellen. Die Creme ist zu nichts nutz, beim Erstkontakt brennt nur die Haut davon. Niemand braucht diese Creme. Dennoch ist ihr Gebrauch weit verbreitet.

Einziger Grund für die Verbreitung ist, dass diejenigen, die sie benutzen die anderen dazu bringen das auch zu tun. Diese Creme ist eine besondere Creme.

Beim Erstkontakt verspürt man, wie gesagt, nur ein Brennen auf der Haut, das sogar ziemlich unangenehm ist. Dennoch ist gerade bei den Buschmännern, die an der Grenze zum Erwachsenenalter stehen, diese Creme ungemein interessant. Die Verwendung gilt als „cool“. Außerdem glauben die kleinen Buschmänner, so zu sein wie die großen Buschmänner, wenn sie die Creme verwenden.

Wie dem auch sei: Die Creme ist wirklich etwas ganz besonderes.

Wer sie ein paar mal verwendet, wird an der Stelle, wo er sie aufträgt eine Rötung der Haut bemerken.

Wird die Creme noch öfter aufgetragen, wird aus der Rötung ein Hautausschlag.

Dieser Hautausschlag verursacht einen lästigen Juckreiz.

Wenn es soweit gekommen ist, hat das Auftragen der Creme zwei Auswirkungen: sie beseitigt kurzfristig den Juckreiz, gleichzeitig wird aber der Hautausschlag angefacht und damit der nächste Juckreiz vorprogrammiert.

Je öfter die Creme aufgetragen wird umso schneller entwickelt sich der nächste Juckreiz.

Blöde Sache.

Üblicherweise verschaffen sich die Buschleute mit dem Hautausschlag 15 bis 20 mal am Tag Linderung. Manche auch viel öfter. In Einzelfällen kommt es vor, dass die Creme pausenlos den ganzen Tag lang aufgetragen werden muss. Was nicht ganz einfach ist, weil so ein Buschmann ja schließlich auch noch etwas anderes zu tun hat.

Nicht selten gibt es wegen der Creme Zwist zwischen den Buschleuten.

Die Creme riecht nämlich ziemlich übel und man kann sich leicht vorstellen was aus der Luft in den engen Bambushütten wird, wenn sich mehrere Buschmänner dort aufhalten, die dauernd die Creme verwenden. Den anderen ist das jedenfalls ziemlich lästig, manchmal unerträglich.

Die Buschmänner mit dem Hautausschlag achten sehr darauf, dass sie immer ihre Creme dabei haben. Wenn sie auf der Jagd bemerken, dass sie sie vergessen haben, gehen sie oft weit zurück um die Creme zu holen. Auch achten sie sehr darauf, dass sie ständig genügend Creme in ihren Hütten vorrätig haben. Das schlimmste wäre, wenn ein Buschmann nicht sofort seine Creme griffbereit hätte, wenn der Ausschlag zu jucken beginnt.

Die vorübergehende Linderung des Hautausschlags durch das Auftragen der Creme wird von den Buschmännern als sehr angenehm um nicht zu sagen lustvoll erlebt. Viele tragen die Creme schon auf, bevor sie ein Frühstück zu sich nehmen.

Das Eincremen hat für die Buschleute mit dem Hautausschlag offenbar auch eine soziale Funktion. Gerne stehen zwei oder auch mehrere zusammen und unterhalten sich, während sie die Creme auftragen. Andere Buschmänner ohne Hautausschlag stellen sich selten dazu.

Am meisten tragen sie die Creme aber dann auf, wenn sie sonst nichts zu tun haben. Wenn sie also etwas Zeit übrig haben. Man könnte zu dem Eindruck gelangen dass manche Buschmänner sonst nicht viel mit sich und ihrer Zeit anzufangen wissen. Für die ist es wohl gut, wenn sie zur Überbrückung von leerer Zeit – nennen wir es so – die Creme benutzen können. So haben sie wenigstens immer etwas zu tun und brauchen sich sonst keine Gedanken zu machen.

Irgendwie kommen sie anscheinend auch auf die Idee, dass das Auftragen der Creme gegen Stress hilft. Was ja stimmen mag, wenn man bedenkt, dass die Buschmänner ohne Hautausschlag bei Stress nur ein Problem haben, nämlich den Stress. Die anderen, die mit dem Hautausschlag haben in Stresssituationen grundsätzlich noch ein anderes Problem, nämlich den Juckreiz.

Logischerweise kann die Creme nur dagegen helfen.

Aber das ist nicht ganz einfach zu durchschauen. Man muss sich erst trauen, darüber nachzudenken.

Nun ist es so, dass viele der Buschmänner gerade wenn sie älter werden die Creme gern wieder loshaben würden. Allerdings denken sie, dass das praktisch unmöglich ist. Wie sollte man einen lebenslang juckenden Hautauschlag ohne Creme aushalten können? Davor haben sie große Angst. Außerdem glauben sie, auch wenn das komisch klingt und kaum zu verstehen ist, dass der Verlust der Erfahrung wenn das Jucken durch die Creme nachlässt, ihr Leben ärmer macht und sie dann einen wesentlichen Genuss verlieren. Ganz zu schweigen von dem Problem, was sie machen sollen, wenn sie einmal sonst nichts zu tun haben.

Oft wollen sie die Creme über viele Jahre loshaben und auch wieder nicht. Mit Worten ist das nicht einfach zu erklären.

Vielleicht denken sie manchmal darüber nach, wie viel Creme sie bisher schon verwendeten, es sind viele Kübel voll, und was das wirklich gebracht hat. Oder sie sehen, dass die anderen, die ohne Creme leben, auch nicht schlechter leben, wahrscheinlich sogar besser. Mag sein, dass es ihnen auch irgendwie dämmert, dass das Problem des juckenden Hautausschlags etwas mit dem Gebrauch der Creme zu tun hat.

In der Heimat der Buschleute regnet es selten. Kürzlich war es aber wieder einmal soweit. Dumpfe Wolken hatten sich über den Urwald gelegt, aus denen sich der Regen ergoss. Unter einem Baum, der einen gewissen Regenschutz bot – zwar tröpfelte es durch das Blätterdach, aber immerhin – standen fünf Buschmänner. Ihre Frauen hatten ihnen unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass der Vollzug der Ehe für drei, wenn nicht vier Wochen ausgesetzt würde, wenn sie nicht endlich mit ihrer stinkenden Creme die Hütte verlassen würden.

Nass werden ist für einen Buschmann so ziemlich das unangenehmste was man sich vorstellen kann, außer das was ihnen von ihren Frauen angedroht wurde. Sie wussten dass in dieser Hinsicht mit ihren Frauen nicht zu spaßen war.

Der Regen wurde stärker, das Blätterdach zunehmend undicht, die Buschmänner immer nässer. Sie froren. Lange schwiegen sie beim Auftragen der Creme, bis schließlich der Älteste das Wort ergriff: „Eigentlich wäre es vielleicht doch gescheiter, wenn wir diese verfluchte Creme nicht andauernd benützen müssten, besonders bei so einem Wetter. Keinen Hund treibt man vor die Hütte aber wir stehen hier herum, weil wir die Creme benötigen...“

„Tja, da magst du schon rechthaben“ sprach ein anderer, „aber was kann man schon tun?...

hat irgendjemand eine Vorstellung, wie man den Ausschlag loswerden könnte?... ich nicht...“

„Ich auch nicht...“ sagte der Dritte,

„keine Ahnung...“ der Vierte“,

„keine Vorstellung...“ der Fünfte.

Lange schwiegen sie wieder.

Schließlich wieder der Älteste: „Habt ihr von dem alten Medizinmann gehört, der drei Tagesmärsche entfernt wohnt in der Richtung der untergehenden Sonne? Der Mann hat wundersame Kräfte. Man sagt, dass der Blinde sehend und Lahme gehend macht... Vielleicht kann der uns helfen...“

So kam es, dass sich die fünf Buschmänner am nächsten Tag aufmachten. In ihren ledernen Umhängetaschen führten sie getrocknete Früchte mit und Hühnerkeulen, die bereits etwas ranzig rochen. Die Buschmänner rochen selber ranzig und so bemerkten sie das nicht. In Schweinedärme hatten sie Wasser für drei Tage gefüllt. Selbstverständlich hatten sie auch einen ausreichenden Vorrat an Creme eingepackt.

Drei Tage und zwei Nächte marschierten sie beinahe ununterbrochen.

Einmal stellten sie fest, dass der letzte in der Marschkolonne nicht mehr da war. Als sie zurück gingen um nachzusehen, kamen sie zu einer Riesenschlange, die gerade dabei war, ihren Kameraden zu verschlucken. Nur noch die Beine schauten heraus. Sie wussten was zu tun war. Zwei packten die Schlange am Schwanz, die anderen zogen den Kameraden an den Füßen heraus. Als das geschafft war, hackten sie der Schlange den Kopf ab und machten eine kleine Pause, um Creme aufzutragen. Dann gingen sie gleich weiter. Anders als für Neckermann-Touristen war das Erlebnis für Buschmänner nicht besonders aufregend.

Am Nachmittag des dritten Tages trafen sie zum erstenmal auf andere Buschmänner.

Sie fragten nach dem alten Medizinmann und hatten Glück. Nur noch eine halbe Stunde mussten sie gehen, dann standen sie schon vor seiner aus Schilfrohr gefertigten Hütte.

„Weiser alter Mann“ sprach der Älteste und verbeugte sich ehrfurchtsvoll, „wir kommen von weither, um von Dir die Lösung eines Problems zu erfahren, das all unsere Vorstellungskraft übersteigt... Sieh diesen Hautauschlag, dessen Jucken allein durch diese Hautcreme vorübergehend gelindert werden kann... Alle, die wir vor dir stehen, haben wir das dauernde Auftragen der Creme satt, aber der Ausschlag... was sollen wir bloß machen? Bitte, oh weiser Medizinmann, beschwöre die Götter, bereite uns einen Zaubertrank, arbeite mit Hypnose, setz Blutegel an, trag Krötenschleim auf, brenn uns, stech uns, schröpf uns, wir wollen alles dulden, auf dass das Jucken von uns abfalle".

Ihr Witzbolde, sprach der alte Weise, erkennt ihr nicht, dass der Ausschlag und das Jucken allein von der Hautcreme kommen. Das einzige was ihr tun müsst ist, dass ihr das Jucken ein paar Tage lang aushaltet. Der Ausschlag geht von selbst zurück, wenn ihr die Creme nicht auftragt und damit verschwindet auch das Jucken. Das Jucken bedeutet ja nichts anderes als dass der Ausschlag zu heilen beginnt. So einfach ist das.

„Und das ist alles?“ fragte ungläubig der Älteste. „Einfach nicht die Creme auftragen und das Problem löst sich in wenigen Tagen von selbst?“ ... „So ist es... und nun wünsche ich Euch eine gute Heimreise...“ sprach der alte Weise. „Halt, eins muss ich euch nach sagen: bringt nie mehr eure Haut mit der Creme in Berührung. Der Ausschlag würde in kürzester Zeit neu entfacht und ihr habt das gleiche Problem wieder... Vergesst das nie!“ Und dass die giftige Creme bei Stress hilft oder zu sonst was gut ist, das war nur in eurem Kopf!“

Damit entließ er sie.

Verdattert standen sie vor der Hütte des alten Weisen. „So einfach ist das“ sagte einer, „da hätten wir auch selber drauf kommen können“... „Sind wir aber nicht“, sprach der Älteste. „Oder habt ihr schon vergessen, wie jeder sich sein Leben ohne die Creme überhaupt nicht mehr vorstellen konnte.“ Mit diesen Worten warf er seinen Cremevorrat in den Urwald.

Die anderen taten es ihm nach, und nachdem sie ihre letzte Hühnerkeule verspeist hatten machten sie sich auf den Heimweg.

Teil 2

Die Dschungelmedizinmafia

Nach zwei Tagen, als sie bereits mehr als die Hälfte des Weges zurück gelegt hatten, kamen sie zu einem Dorf. Sie waren schnell marschiert und hatten kaum mehr an die Creme gedacht. Obwohl erst zwei Tage vergangen waren, hatte der Juckreiz bereits spürbar nachgelassen.

Als sie ankamen, merkten sie sogleich, dass auch dort die Hautcreme viele Anhänger hatte. Überall standen sie herum und trugen die Creme auf. Als sie das sahen, bemerkte jeder sogleich eine Zunahme des Juckreizes oder bildete sich das zumindest ein. „Sollen wir nicht doch jemand fragen, ob wir ein bisschen Creme bekommen können“ sagte einer, „nur ein kleines bisschen, nur einmal, weil´s so schön wäre...“ „Blödmann“, sprach der Älteste, hast du jetzt schon vergessen, was der alte Weise gesagt hat?“

Als sie durchs Dorf gingen, kam ihnen einer entgegen, offenbar der Medizinmann. „Wo kommt ihr denn her“, fragte der. Sie erzählten ihm die Geschichte vom Hautausschlag, der Creme und was der alte Weise ihnen gesagt hatte.

„Glaubt kein Wort“ sprach der Medizinmann, ohne Hilfe schafft es so gut wie keiner, von dem Hautausschlag loszukommen.

Ich habe da eine Gegencreme, die solltet ihr drei Monate lang jeden Tag auftragen und wenn das nicht ausreicht, nehmt zusätzlich diese Lutschtabletten. Was der seltsame Medizinmann nicht sagte, war, dass die Gegencreme wie auch die Lutschtabletten das gleiche Gift enthielten wie die Hautcreme, nur in einer anderen Dosis. Der Medizinmann stand einer Vereinigung nahe, die gemeinhin „Dschungelmedizinmafia“ genannt wurde.

Diese Dschungelmedizinmafia stellte Heilmittel für Krankheiten und Kümmernisse aller Art her. Zwar gab es für die meisten dieser Krankheiten und Kümmernisse schon seit eh und je natürliche Heilmittel, die die alten weisen Medizinmänner kannten und anwendeten. Die Dschungelmedizinmafia behauptete aber, bessere und wirksamere Medizin anbieten zu können. In Urwaldforschungen hatten sie entsprechende Ergebnisse festgestellt, wie sie behaupteten. Aber was dabei herauskommt, wenn der die Untersuchungen durchführt, der etwas herstellt und verkaufen will, das kann man sich ja leicht vorstellen. Oft genug kam bei ihren Forschungen trotz großer Bemühungen trotzdem nichts heraus oder das Gegenteil, was herauskommen sollte. In dem Fall behielten sie das natürlich für sich. Umso lauter aber trommelten sie mit den Buschtrommeln, wenn doch einmal das Gewünschte herausgekommen war, zum Beispiel dass irgendein Kümmernis unter Einsatz ihrer Medizin ein bisschen schneller heilte. Oft genug halfen sie den Ergebnissen ein bißchen nach, aber das wusste sonst keiner und das behielten sie natürlich für sich.

Zur Verbreitung ihrer angeblich besseren Medizin standen viele Dorfmedizinmänner auf der Gehaltsliste der Dschungelmedizinmafia. Die angeblich besseren Heilmittel gab es natürlich nicht umsonst, sie waren meistens sogar ziemlich teuer. Buschleute, die sie haben wollten, mussten einen beträchtlichen Teil ihrer Jagdbeute oder gesammelten Beeren eintauschen. So hatte die Dschungelmedizinmafia viel Geld, das sie wieder für den Vertrieb, zur Steigerung des Umsatzes, ausgeben konnte.

Dorfmedizinmänner, die das Zeug unter die Buschleute brachten, erhielten üppige Provisionen. Zu sogenannten Fortbildungen wurden sie zu den schönsten Orten des Urwaldes eingeladen. In komfortablen Zelten gab es Essen vom Feinsten, kein Medizinmann musste allein schlafen, die Organisation sorgte für alles.

Das Ziel der Dschungelmedizinmafia war eine vollständige Medikalisierung des Lebens der Buschmänner und natürlich auch ihrer Frauen und Kinder. Keiner sollte glauben, ohne ihre Medizin sein Leben als Buschmann bewältigen zu können.

Das mit den Krankheiten war überhaupt eine merkwürdige Sache. Früher waren die Buschleute im Großen und Ganzen gesund und kurierten ihre Beschwernisse mit altüberlieferten natürlichen Heilmitteln oder magischen Ritualen.

Das änderte sich im Zusammenhang mit der Zunahme des Einflusses der Dschungelmedizinmafia.

Man konnte fast zu dem Eindruck gelangen, dass es umso mehr Krankheiten gab, je mehr Medizinmänner es gab.

Und am allermeisten wenn sie der Dschungelmedizinmafia nahestanden.

Da gab es Krankheiten, von denen die Buschleute überhaupt nichts gemerkt hätten, wenn es ihnen die Medizinmänner nicht gesagt hätten. Vor anderen Krankheiten bekamen sie Angst, weil die Medizinmänner ihnen sagten, dass sie ganz sicher krank würden, wenn sie nicht vorbeugend die Erzeugnisse der Medizinmafia verwenden würden. Das wünschenswerteste, was aus der Sicht der Mafia geschehen konnte, war, dass ein Buschmann zu der Überzeugung gebracht werden konnte, an einem unheilbaren, oder wie man sagt chronischen Beschwernis zu leiden und deswegen lebenslang ihre Medizin zu benötigen.

Die Dorfmedizinmänner, die aus welchen Gründen auch immer, vielleicht weil sie ein besonders eindrucksvolles Brimborium bei der Krankenbehandlung veranstalteten, bei den Buschleuten besonders angesehen waren, waren für die Dschungelmedizinmafia am interessantesten. Als Meinungsbildner beim Volk wie auch für andere Medizinmänner standen sie in unterschiedlichen Stufen auf der Gehaltsliste der Medizinmafia. Auf der obersten Stufe standen die Medizinmänner, die dschungelweit bekannt waren.

Die wurden gern zur Durchführung sogenannter Dschungelstudien herangezogen. Selten kam dabei nicht das heraus, was die Medizinmafia sozusagen bestellt hatte. Dafür sorgten die Medizinmänner schon. Mit ihren Studienergebnissen, wenn sie im Sinne der Mafia waren, durften sie weit im Dschungel herumreisen und sie vor den anderen Dorfmedizinmännern zum besten geben. Dafür bekamen sie fürstliche Honorare. Wenn bei den Forschungen nicht das herauskam was erwünscht war, wurde es nicht bekannt gegeben und mit dem Reisen und den Honoraren war es erst einmal vorbei. Das hätte den Medizinleuten gar nicht gefallen, wie man sich leicht vorstellen kann. Weil das Zusatzeinkommen durch die Medizinmafia war oft genauso hoch wie das was sie durch ihre Krankenbehandlungen verdienten.

Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass die Dschungelmedizinmafia nur Schlechtes bewirkte. Nein. Manche ihrer Heilmittel waren tatsächlich besser als die altüberlieferten. Das Problem bestand darin, dass eine unabhängige Forschung nicht existierte und dass die bezahlten Meinungsbildner der Medizinmafia jeden Mist als hilfreich und unverzichtbar darstellten. So konnte eigentlich niemand mehr sagen, welche Mittel den altüberlieferten überlegen waren und welche nicht. Von vielen Beschwernissen und Kümmernissen wussten die alten weisen Medizinmänner, dass sie von alleine wieder verschwanden und gar nichts zu tun das beste war was getan werden konnte. Magische Rituale oder ein Rauchopfer, das genügte oft genug. Früher war es ja eher so dass die Buschleute eine vollständige Heilung ihrer Kümmernisse gar nicht erwarteten. Behandlungsziel war es vielmehr, das Beschwernis mit Hilfe der Dorfmedizinmänner als auch der Stammesgemeinschaft zu tragen oder tragen zu lernen. Was natürlich gar nicht ins Konzept der Medizinmafia passte. Deren Ziel war ja wie gesagt die vollständige Medikalisierung aller Beschwernisse der Buschgesellschaft.

An dieser Stelle wollen wir unsere Beobachtungen über das Medizinwesen der Urwaldbewohner beenden.

Gott sei Dank gibt es in den zivilisierten Ländern keine Medizinmafia.

Die Forschung ist objektiv und von der Industrie unabhängig, bezahlte Meinungsbildner gibt es nicht.

Oder... ?

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